Beim Reisen mit dem Zug in Europa ist das Überqueren internationaler Grenzen eine Herausforderung für Bahnreisende. Internationale Zugverbindungen sind weniger häufig als nationale Verbindungen und die Beschaffung von Fahrplaninformationen und Fahrkarten für grenzüberschreitende Strecken ist oft kompliziert. An einigen Orten gibt es sogar überhaupt keine Zugverbindungen mehr. Die Europäische Union hat bereits Maßnahmen ergriffen, wie die Trennung von Infrastruktur und Zugbetrieb sowie Investitionen in eine verbesserte Infrastruktur, um diese Probleme anzugehen. Trotzdem gibt es aus Sicht der Fahrgäste weiterhin Probleme vor Ort.
Projekt #CrossBorderRail: Reaktivierung stillgelegter Strecken und Optimierung des Zugverkehrs
Das Projekt #CrossBorderRail wurde gestartet, um die Situation des internationalen Zugverkehrs in Europa genauer zu untersuchen. Neben der Analyse fehlender Verbindungen wurden auch andere Herausforderungen betrachtet, wie zum Beispiel Orte mit stillgelegten Bahnstrecken ohne Personenzugverkehr oder Orte mit unzureichenden Fahrplänen. Zudem wurden Orte mit Fahrplan- oder Datenproblemen identifiziert. Das Hauptziel des Projekts bestand darin, Lösungen zu finden, um den grenzüberschreitenden Zugverkehr in Europa zu verbessern und den Fahrgästen eine angenehme Reise zu ermöglichen.
Um auch Orte zu erkunden, an denen keine Bahnen mehr fahren, entschied sich der Projektautor für die ungewöhnliche Wahl eines Klapprads als Transportmittel. Diese Entscheidung ermöglichte es ihm, eine breitere Palette von Standorten zu erforschen und so eine umfassendere Analyse des internationalen Eisenbahnverkehrs in Europa durchzuführen. Das Projekt wurde von den Lesern seines Blogs finanziert und umfasste beeindruckende 186 Züge, die insgesamt über 30.000 Kilometer auf der Schiene zurücklegten. Darüber hinaus wurden 95 Grenzübergänge überquert und 900 Kilometer mit dem Fahrrad sowie 1.500 Kilometer mit Bus, Taxi und Fähre bewältigt.
Das Projekt hat gezeigt, dass die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken mit einigen Herausforderungen verbunden ist. In Groesbeek würde die alte Bahnstrecke den Stadtplatz durchschneiden, was zu Widerstand der Anwohner führt. In Breisach wurde eine Straßenbrücke auf den Fundamenten der zerstörten Eisenbahnbrücke errichtet, was die Reaktivierung erschwert.
Eine neue Brücke über den Rhein zu bauen wäre eine komplexe und kostspielige Angelegenheit. Allerdings könnte in Quievrain eine schnelle Lösung gefunden werden. Durch die Reaktivierung von 2 km Gleisen könnte eine Verbindung nach Brüssel geschaffen werden, was den grenzüberschreitenden Zugverkehr zwischen Valenciennes (FR) und Mons (BE) erheblich verbessern würde.
In Litauen und Slowenien-Italien gibt es aktive Bahnstrecken zwischen Vilnius und Turmantas sowie zwischen Nova Gorica und Gorizia Centrale, auf denen jedoch keine Personenzüge mehr fahren. Um Daugavpils in Lettland anzuschließen, könnte der Zugverkehr von Vilnius aus um 25 km verlängert werden. Trotz bereits vorhandener Züge und Personal gibt es einen Streit über die Kosten von Diesel, der dazu führt, dass Daugavpils isoliert bleibt. Ähnliche Probleme bestehen zwischen Ormenio in Griechenland und Svilengrad in Bulgarien.
In bestimmten Gebieten fehlen internationale Zugverbindungen, da Regionalzüge vor der Grenze enden. Statt bis zum ersten Bahnhof nach der Grenze zu fahren, stoppen sie am letzten Bahnhof davor. Dies ist unter anderem zwischen Modane (FR) und Bardonecchia (IT) sowie zwischen Hendaye (FR) und Irun (ES) der Fall.
Eine Verbesserung der Zugverbindungen zwischen Antwerpen und Eindhoven könnte durch minimale Infrastrukturänderungen erreicht werden. Hierzu gehören die Elektrifizierung von 10 km Gleisen von Hamont (BE) und der Bau eines neuen Bahnsteigs in Weert (NL). Zusätzlich könnten Personenzüge zwischen diesen beiden Orten eingesetzt werden, um die Verbindungen zu optimieren. Diese Maßnahmen könnten zu kürzeren Reisezeiten und einem angenehmeren Reiseerlebnis für die Fahrgäste führen.
Die unzureichende Abstimmung der Fahrpläne zwischen den nationalen Eisenbahngesellschaften stellt eine Herausforderung für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr dar. Reisende, die den Zug von Tallinn (EE) nach Riga (LV) nehmen möchten, müssen am Grenzbahnhof Valga aufgrund fehlender Koordination der Fahrpläne drei Stunden warten. Ähnliche Probleme treten auf der Strecke von Nizza (FR) nach Ventimiglia (IT) auf, wodurch die Fahrt von Marseille nach Genua unnötigerweise verlängert wird.
Bei den drei von fünf grenzüberschreitenden Strecken zwischen Frankreich und Spanien gibt es Schwierigkeiten mit den Fahrplandaten. Weder der Rodalies-Zug von Portbou an der FR-ES-Grenze nach Barcelona noch der Zug von La Tour du Carol nach Barcelona oder die Euskotren-Verbindungen zwischen Hendaye und Irun sind in der internationalen Fahrplansuche enthalten, obwohl an beiden Orten Zugverbindungen bestehen.
Das Projekt #CrossBorderRail zeigt auf überzeugende Weise, dass es noch viele Herausforderungen im grenzüberschreitenden Zugverkehr in Europa gibt. Um diese zu bewältigen, ist es notwendig, stillgelegte Strecken wieder in Betrieb zu nehmen, die Infrastruktur zu verbessern und die Fahrpläne zu optimieren, um den Fahrgästen eine bessere Reiseerfahrung zu ermöglichen.
Um das volle Potenzial der Bahn als umweltfreundliches und effizientes Verkehrsmittel in Europa zu nutzen, müssen nationale Eisenbahngesellschaften ihre Bemühungen verstärken, um grenzüberschreitende Verbindungen zu verbessern und den Fahrgästen eine nahtlose Reise zu ermöglichen. Dies erfordert eine umfassende Analyse der bestehenden Probleme, wie fehlende Verbindungen und ungünstige Fahrpläne, sowie Investitionen in die Infrastruktur, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Attraktivität der Bahn zu steigern.