Rudi Stephan, ein deutscher Komponist des 20. Jahrhunderts, vollendete im Jahr 1914 seine Oper „Die ersten Menschen“. Allerdings fand die Uraufführung erst 1920 in Frankfurt statt, da der Komponist bereits fünf Jahre zuvor als Soldat während des Ersten Weltkriegs gefallen war. Dieser tragische Vorfall bedeutete, dass eine bemerkenswerte künstlerische Stimme viel zu früh verstummt war, bevor sich ihr wahres Potenzial entfalten konnte. Trotz der begrenzten Anzahl von Werken, die Stephan hinterließ, versprachen diese bereits eine außergewöhnliche künstlerische Sensibilität und zeigten Ansätze einer eigenständigen musikalischen Sprache.
Parallele zu Franz Schreker: Rudi Stephan bleibt der Tonalität treu und entdeckt neue Klangwelten
Der Musikkritiker Paul Bekker äußerte in seinen Schriften eine bemerkenswerte Einschätzung zur Musik von Rudi Stephan. Bekker betont die Entstehung einer eigenständigen und innovativen Tonsprache, die durch ihre überraschende Fülle an Klangnuancen gekennzeichnet ist. Auch die scheinbar eigenartigen Aspekte dieser Tonsprache tragen den Stempel des Unverzichtbaren, nicht des mühsam Erarbeiteten. Bekker zieht eine Parallele zu Franz Schreker, dessen Opern ebenfalls vor dem Ersten Weltkrieg in Frankfurt uraufgeführt wurden. Ähnlich wie Schreker bleibt auch Stephan der tonalen Tradition treu und erkundet auf bislang unerhörte Weise die Klangmöglichkeiten eines großangelegten Orchesters.
Durch immer wiederkehrende Schübe gewinnt seine musikalische Komposition, die von sinfonischen Einflüssen geprägt ist, eine überwältigende Expressivität. Dies führt dazu, dass der mit einem erotisch aufgeladenen Spannungsbogen versehene Text, der auf einem Drama von Otto Borngräber basiert, das bereits kurz nach der Uraufführung im Jahr 1912 verboten wurde, auf eine gänzlich neue Ebene gehoben wird. Diese Entwicklung erlaubt es, den wahren Opernkomponisten in ihm zu erkennen. Es ist an der Zeit, dieses beinahe vergessene und aufregende Werk zu entdecken.
Nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies müssen die ersten Menschen ihren Platz in einer neuen Welt finden, in der sie nun ihr Leben bestreiten müssen. Chawa sehnt sich nach den Erinnerungen an die Zeit, als Adahm sie in der Frühlingszeit ihrer Liebe begehrt hat. Doch Adahm ist erschöpft und voll und ganz mit dem harten Überlebenskampf beschäftigt. Sein Sohn Kajin hingegen lehnt diesen anstrengenden Kampf ab und folgt stattdessen seinen inneren Trieben. Er durchstreift die Wildnis auf der Suche nach einer Gefährtin.
In der vorliegenden Aussage wird die Suche von Chabel nach dem „Heil“ beschrieben, das er in der Anbetung eines gütigen Gottvaters findet, dem er ein Opfer darbringt. Sowohl Kajin als auch Chabel empfinden auf unterschiedliche Weise Begehren nach ihrer Mutter. Als die beiden Brüder Chawa und Chabel während einer ekstatischen Vereinigung überrascht werden, kommt es zu einem tragischen Ereignis: Chabel erschlägt aus Eifersucht seinen eigenen Bruder. In einer Vision gewährt ihm das Schicksal einen Blick in die Zukunft, deren Merkmal das „kommende Blut kommender Menschheit“ ist.
Sebastian Weigle, der die letzten 15 Jahre als Generalmusikdirektor an der Oper Frankfurt tätig war, schließt seine Amtszeit mit dieser Neuproduktion in großer Stilistik ab. Während seiner herausragenden Karriere lag sein Schwerpunkt auf den Werken der Komponisten Richard Strauss und Richard Wagner. Kürzlich führte er in Frankfurt eine herausragende Inszenierung von Elektra auf und dirigierte Tannhäuser sowohl am Royal Opera House Covent Garden in London als auch an der traditionsreichen Berliner Staatsoper Unter den Linden, wo er mit seinem außergewöhnlichen Talent das Publikum begeisterte.
Ein Großteil der Sängerinnen und Sänger, die aktuell auf der Bühne stehen, sind Mitglieder des renommierten Ensembles der Oper Frankfurt. Ein herausragender Sänger, der seine jüngsten Aufgaben erfolgreich bewältigte, ist Andreas Bauer Kanabas. Er verkörperte kürzlich die Rolle des Pogner in Die Meistersinger von Nürnberg nicht nur an seinem Stammhaus in Frankfurt, sondern sprang auch an der Semperoper Dresden ein. Seine Leistungen zeugen von seinem Können und seiner Erfahrung. Eine weitere bemerkenswerte Künstlerin ist die kanadische Sopranistin Ambur Braid, die sowohl in Frankfurt als auch in Toronto mit ihrer fesselnden Darstellung der Salome begeisterte.
In Tschaikowskis Oper „Die Zauberin“ übernimmt der renommierte Landsmann Iain MacNeil (Kajin) die Rolle des Fürsten. Mit seinem tiefgründigen Schauspiel und seiner beeindruckenden stimmlichen Leistung fesselt er das Publikum. Als einziger ausländischer Gast in der Besetzung brilliert der amerikanische Tenor Ian Koziara (Chabel), der nach seinem erfolgreichen Auftritt als Fritz in Schrekers Oper „Der ferne Klang“ wieder an den Main zurückgekehrt ist. Die gemeinsame Darbietung von MacNeil und Koziara verspricht eine mitreißende Inszenierung von „Die Zauberin“ und eine musikalische Zusammenarbeit auf höchstem Niveau.
Erleben Sie eine beeindruckende Opernaufführung in deutscher Sprache, bei der deutsche und englische Übertitel verwendet werden, um den vollen Genuss des Stücks zu gewährleisten. Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle entfaltet das Frankfurter Opern- und Museumsorchester seine ganze musikalische Pracht und verleiht der Aufführung eine einzigartige Dynamik. Otto Borngräbers packender Text erzählt eine mitreißende Geschichte, die von den Solisten und dem Chor in beeindruckender Weise zum Leben erweckt wird. Tobias Kratzer führt Regie und schafft eine moderne Inszenierung, die das Publikum mit ihrer innovativen Interpretation begeistert. Rainer Sellmaier hat das Bühnenbild und die Kostüme gestaltet und schafft damit eine visuell beeindruckende Welt, die die Zuschauer in den Bann zieht.
Die Premiere ist in Sicht! Notieren Sie sich den Sonntag, den 2. Juli 2023, um 18 Uhr in Ihrem Kalender, denn an diesem Tag startet im beeindruckenden Opernhaus die lang erwartete Eröffnung. Lassen Sie sich von einer Reihe weiterer Aufführungen begeistern, die an den Tagen 6., 9. (um 18 Uhr), 12., 15., 17. und 20. Juli 2023 stattfinden werden. Beachten Sie bitte, dass alle Vorstellungen, sofern nicht anders angegeben, um 19.30 Uhr beginnen. Die Preise für die Eintrittskarten variieren zwischen ? 16 und 190. Es ist wichtig zu beachten, dass beim externen Vorverkauf eine Vorverkaufsgebühr von 12,5% anfällt. Entscheiden Sie sich für den Kauf Ihrer Karten bei den bekannten Vorverkaufsstellen, online auf www.oper-frankfurt.de oder rufen Sie einfach unter 069 – 212 49 49 4 an.